#metoo ist an den Musikhochschulen angekommen

Am Mittwoch, den 16.05.2018 endete der zweite Prozess gegen den ehemaligen Präsidenten der Musikhochschule München, Siegfried Mauser. Das Gericht verurteilte ihn wegen sexueller Nötigung zu zwei Jahren und neun Monaten Haft ohne Bewährung. Seine Anwälte haben eine Revision angekündigt, das Urteil ist also noch nicht rechtskräftig. Für alle, die mit dem Fall nicht so vertraut sind, hier noch einmal eine kurze Zusammenfassung:

Hochschule für Musik und Theater München (Foto: Maximilian Dörrbecker, Creative Commons Attribution-Share Alike 2.5 Generic Lizenz)

Vor einigen Jahren wurden Vorwürfe unter anderem gegen Siegfried Mauser laut. Es ging um sexuelle Nötigung, Missbrauch und letztendlich sogar Vergewaltigung. Siegfried Mauser wies die Vorwürfe zurück und stellte sie als Rufmord und Rache von Frauen dar, denen er keine Stellung an der Hochschule verschafft hatte. Dennoch kam es zu einem ersten Gerichtsprozess, in dem er im Mai 2016 wegen sexueller Nötigung verurteilt wurde. Er legte Berufung ein; das Landgericht bestätigte das erste Urteil im Kern. Nach einer erneuten Berufung muss sich nun eine dritte Instanz mit dem Fall beschäftigen, auch dieses Urteil ist also nach wie vor noch nicht rechtskräftig. Ob gegen einen weiteren Professor Anklage erhoben wird, ist derzeit noch offen.

Im Zuge der Aufarbeitung des Falles kündigte die Musikhochschule München mehrere Maßnahmen an. Unter anderem wurde eine interne Befragung zum Thema „sexuelle Übergriffe“ durchgeführt, bei der herauskam, dass es wohl noch weitere Vorfälle gab. Darüber berichteten unter anderem die nmz, die Süddeutschen Zeitung und der Spiegel. Der Deutschlandfunk führte ein sehr interessantes Interview mit Moritz Eggert, Professor für Komposition an der Musikhochschule München. Darin berichtet er unter anderem, wie ihm mit Kündigung gedroht wurde, als er zu dem Thema recherchieren wollte. Außerdem sagt er, dass die bisherigen Maßnahmen der Hochschule unwirksam seien. Mittlerweile gibt es eine offizielle Stellungnahme der Hochschule. Es soll in Zukunft einen „unabhängingen Dritten“ geben, der die „hochschulinternen Abläufe und Regelungen zu den Themen sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch“ untersuchen soll.

Es ist schon komisch, diese Dinge über Personen zu lesen, die man teilweise aus seinem eigenem Studium kannte und die Bilder der Räume in den Zeitungen zu sehen, in denen man jahrelang fast täglich ein- und ausgegangen ist. Siegfried Mauser war zu Daniels Studienzeit noch Präsident in München und hielt Musikgeschichtsvorlesungen. Er kannte ihn allerdings nicht gut genug, um sich eine Meinung über ihn oder die Vorwürfe gegen ihn bilden zu können. Trotzdem fragen wir uns unweigerlich: Hätte man damals etwas merken müssen? Gab es sonst noch Vorkommnisse, die totgeschwiegen wurden? Die Ergebnisse der Umfrage und die Reaktionen der Hochschule darauf zeigen, dass eine weitere Aufarbeitung nötig ist.

Wir hoffen, dass die Vorfälle restlos aufgeklärt werden können und die Hochschule zu einem besseren und transparenteren Umgang mit dem Thema findet. Den Betroffenen wünschen wir, dass sie das Erlebte verarbeiten können.

Laura & Daniel

4 Comments

  1. Uta sagt:

    Den Artikel kenne ich ja schon und finde ihn gut. Ich habe gerade in einer alten Zeit, Nr. 9/18 (Titel: Hallo Nachbar! Kennen wir uns?) einen Artikel zu #Me Too gelesen, im Feulleton mit dem Titel: Hört die Signale! Angenehm sachlich, gewerkschaftlich, wird Euch auch gefallen, falls Ihn ihn noch nicht kennt.

    Noch schönen Pfingstabend

    Uta

  2. Anonym sagt:

    Finde ich gut, dass ihr was drüber schreibt. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass er jetzt wirklich ins Gefängnis muss.

  3. […] diesem Blog haben wir kürzlich über den Fall Siegfried Mauser berichtet (hier und hier nachzulesen). Was war passiert? Der ehemalige Präsident der Musikhochschule München […]

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