Maria Collien – ein Vorbild für andere MusikerInnen

In der letzten Woche haben wir Maria Colliens Brief zum Mauser-Prozess veröffentlicht. In diesem Beitrag möchten wir das überaus positive Feedback dazu zusammenfassen und noch einmal auf unser Kontaktformular hinweisen, mit dem ihr uns anonym Erfahrungsberichte über sexuelle Gewalt und Machtmissbrauch an Musikhochschulen schicken könnt.

Erst eine Woche ist es her, dass wir Maria Colliens Brief auf diesem Blog veröffentlicht haben. Doch innnerhalb dieser kurzen Zeit wurde der Beitrag zu einem der meistgelesenen auf unserem Blog. Es freut uns, dass das Interesse an diesem Thema und vor allem an der Perspektive der tatsächlich von Übergriffen Betroffener so groß ist. Die Medien arbeiten sich momentan vor allem an der Person Mauser, der Rolle der Bayerischen Akademie der schönen Künste in der Angelegenheit und der Festschrift zu Mausers Geburtstag ab. Ohne Zweifel sind das alles wichtige Themen, aber wie es den Betroffenen selbst geht, kommt dabei oftmals zu kurz.

Umso dankbarer sind wir den Medien, die auch Maria Colliens Brief erwähnen. Wir haben eine kleine „Presseschau“ zusammengestellt.

Presseschau Maria Collien

Slipped Disc schreibt: „The mezzo-soprano Maria Collien has added her voice to the chorus of victims who are waiting to see the former rector of the Munich Academy of Music begin his jail sentence for sexual abuses. […] And still the German music establishment covers up for Mauser.“ („Die Mezzosopranistin Maria Collien hat ihre Stimme dem Chor der Opfer hinzugefügt, die darauf warten, dass der ehemalige Präsident der Musikhochschule München seine Gefängnisstrafe wegen sexueller Nötigung antritt. […] Und immer noch stellt sich das Establishment der deutschen Musikszene hinter Mauser.“)

Im Newsletter der nmz vom 17.10.2019 schreibt Martin Hufner: „[…] Noch eindrücklicher äußert sich jetzt auch eine von den Übergriffen Betroffene, die Mezzosopranistin Maria Collien, in einem Brief an die Bloggerinnen von Harfenduo (sehr lesenswert).“

Crescendo.de widmet seine Wochenschau dem Thema „Frauenbilder und Männerblicke“. Es wird über aktuelle Neuigkeiten rund um Siegfried Mauser berichtet; und auch Maria Colliens Brief wird erwähnt: „Inzwischen hat auch die Mezzo-Sopranistin Maria Collien ihre Vorwürfe gegen Mauser veröffentlicht.“

Auch an ungewöhnlicher Stelle findet der Brief Erwähnung: Auf dem Blog vorspeisenplatte.de schreibt Inés Gutiérrez: „Maria Collien, Mezzosopranistin und Nebenklägerin im Prozess gegen ihn, kann sich jetzt öffentlich zum Fall äußern. Sie tut das im Blog des Harfenduos Laura Oetzel & Daniel Mattelé und erklärt, warum sie sich die Nebenklage aufgehalst hat – denn dass es mit einer schlichten Aussage nicht getan ist, sondern jede, die ihren Missbrauch durch Prominente sichtbar macht, durch die Öffentlichkeit gezerrt wird, als sei sie diejenige, die sich etwas zuschulden hat kommen lassen, hindert ja die meisten betroffenen Frauen genau daran.“
Lesenswert sind auch die Kommentare auf diesem Blog. Eine Userin vermutet beispielsweise, dass viele KünstlerInnen nicht mehr zwischen der Bewunderung für ihre Musik und ihrer Person unterscheiden können. Das führe zu Selbstüberschätzung und letztendlich Missbrauch. Ein sehr interessanter Gedanke, finden wir!

Auch auf Facebook wurde der Brief natürlich geteilt und kommentiert. Neben den üblichen Fürsprechern wie Alexander Strauch oder Moritz Eggert fanden sich dort auch viele Kommentare, die Maria Colliens Mut und Durchhaltevermögen bewunderten. Dem können wir uns nur anschließen!

Macht auch Eure Geschichte öffentlich!

Bei all dem positiven Feedback fällt uns leider doch immer wieder auf: Das Interesse ist groß, öffentlich äußern wollen sich nur wenige. In den letzten Monaten haben wir mit vielen MusikerInnen gesprochen, daher wissen wir, dass es noch viele weitere Fälle von Machtmissbrauch, sexueller Gewalt und Psychoterror an deutschen Musikhochschulen gibt und gab, die bisher nicht öffentlich gemacht wurden. Die Verurteilung von Siegfried Mauser und die Courage der Betroffenen, die Gerichtsverfahren gegen ihn anzustrengen, sollte allen Mut machen, das Schweigen zu brechen. Denn nun, nach Prozessende, wird Maria Collien öffentlich ausschließlich als positive Figur wahrgenommen.

Um Euch zu helfen, haben wir schon vor längerer Zeit ein Kontaktformular eingerichtet, über das Ihr uns Eure Erfahrungsberichte zusenden könnt. Wir möchten diese dann anonymisiert veröffentlichen. Wie das genau funktioniert, haben wir in diesem früheren Beitrag erklärt. Auch wenn wir niemanden drängen wollen, seine Geschichte zu veröffentlichen: Die Gelegenheit, sich Gehör zu verschaffen, andere potentielle Opfer zu schützen und die Gepflogenheiten in der Szene nachhaltig zu ändern, war nie größer als jetzt.

Laura & Daniel

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